In diesem Text möchte ich Ihnen/euch ein Buch vorstellen, dass mich tatsächlich dazu befähigt hat, von einer Idee zu einem eigenem Romanprojekt zu kommen. Der Lesbarkeit willen werde ich den Leser/die Leserin (m/w/d) in diesem Text mit ‚Du‘ und der männlichen Form anreden, aber es sind natürlich alle Interessierte gemeint.
Zunächst muss ich diejenigen enttäuschen, die lieber auf Deutsch lesen: Ich habe im Internet noch keine deutsche Ausgabe gefunden.
Zur Einschätzung kann ich jedoch sagen, dass ich regelmäßig englische Romane sowie Filme konsumiere. In ‚The Anatomy of Story‘ gibt es wenige Fachbegriffe und diese sind zumeist aus dem Deutschen ableitbar. Die Satzstruktur ist einfach gehalten. Durch Beispiele aus bekannten Werken (Film und Buch) kann man sich das, was man nicht sofort versteht, ableiten.
Nun ist die Frage, was man dafür bekommt, wenn man sich durch dieses Buch ‚quält‘, gibt ja schließlich auch deutsche Bücher, die über das Schreiben berichten.
John Truby ist laut Wikipedia und seinen Büchern Drehbuchautor, Filmdirektor, ‚normaler Autor‘ und Lehrer für das Schreiben von Drehbüchern. Also ich wage einmal zu behaupten, dass er sich in seinem Arbeitsleben zum Großteil mit folgender Frage beschäftigt: Was macht eine gute Geschichte zu einer guten Geschichte?
Wenn er also sagt, das und jenes sollte man beim Schreiben beachten, ist es auf jeden Fall wert, sich seine Tipps und Tricks auszuschauen.
Was mir am Buch ‚The Anatomy of Story‘ besonders gut gefällt, dass es Grundlegendes vermittelt, das prinzipiell, meiner Meinung nach, auf jede erzählte Geschichte passt. Das macht sich der Autor auch zum Ziel. Also er hält sich nicht mit verschiedenen Genres auf, sondern bleibt bei der Frage ‚was macht eine gute Geschichte aus‘.
Das erste Kapitel ‚Story Space, Story Time‘ ist mir, zugegebenermaßen nicht mehr so gut in Erinnerung. Es geht darum, dass man sich überlegen soll, welche Länge an Zeit man erzählen will und wie man sie dem Konsument darstellt, dass ihm der Inhalt als Einheit erscheint. Wichtig ist zu beachten, dass eine Geschichte davon lebt, wenn der Zuschauer/Leser herausfinden muss, was eigentlich passiert. Er bezeichnet Geschichten als Kommunikation, so dass klar wird, dass der Leser/Zuschauer auch etwas dafür tun muss, um in der Geschichte mitzukommen.
Das Erzählte als Einheit zu bezeichnen, verdeutlicht, dass kein Teil, ohne den anderen funktionieren kann und soll.
Sehr überzeugend ist für mich, dass Truby einen zwingt bzw. dazu ermutigt, die Planung des Romans kurz und knackig zu bewältigen.
Zuerst soll man eine Prämisse festlegen, also einen Satz, der die ‚absolute Wahrheit des ganzen Buches ist. Sogar Harry Potters sieben Teile kann man in einen Satz bringen.
Auf die Prämisse baut dann die Selbstoffenbarung – das Bedürfnis – das Begehren des Helden auf. Daraus ergibt sich, wie die Welt sein muss, um die Geschichte gut erzählen können. Ja, wirklich. Du wirst an diesem Punkt sehen, was für eine Szenerie es geben muss.
Als nächstes ist wichtig, zu überdenken, was der Held für eine Schwäche hat, denn ohne Ecken und Kanten sind die Figuren unglaubwürdig und auch nicht besonders liebenswert. Oder möchtest du einer Geschichte folgen, in der nur ‚Übermenschen‘ vorkommen?
Was ist das Ereignis, das alles ins Rollen bringt? Der Moment, ab dem man eine Seite nach der anderen verschlingt bzw. sich nicht mehr aufs Klo zu gehen traut, weil man gefesselt ist.
Schließlich sollte ein Autor sich Gedanken machen, was begehren die Helden, was möchten sie erreichen.
Wer hilft dem Held eigentlich? Wer ist ihm mehr oder weniger verbündet? Und wer tut nur so als wäre er es?
Welches veränderte Motiv/Begehren/Motivation, bringt den Held schließlich zum Plan schmieden? Was hat er für einen Plan? Und welcher der Gegner?
Dann kann man sich noch überlegen, wie machen die Verbündeten dem Held das Leben schwer? Schließlich ist das Leben mit unseren Lieben auch nicht immer einfach.
Wie kann man dem Leser/Zuschauer durch eine vorübergehenden Niederlage so richtig enttäuschen, ist dann die Frage. Schließlich erhöht Leiden den Spaß an der Geschichte. Welche Erkenntnis zieht der Held dann daraus? Was treibt ihn dann zur Höchstform?
Schließlich kann man eine Erkenntnis für das Publikum einfügen, das den Helden verborgen bleibt, damit man schön beobachten kann, wie der Held in die falsche Richtung rennt.
Nun bekommt der Held wieder ein Stück Wissen und er entscheidet sich, zur Erleichterung des Publikums, für einen anderen, richtigen Weg. So kann der Held sich nicht mehr rauswinden, um dann in eine Schlacht zu ziehen.
Eine Selbstoffenbarung, eine Erkenntnis über sich selbst, gibt dem Helden schließlich eine endgültige Entscheidung vor, um die Welt in ein neues Gleichgewicht zu bringen.
Ich kann dieses Buch, auf jeden Fall jedem Schreibenden empfehlen, der sein Werk insgesamt stimmig schreiben möchte und der gerne mit Beispielen lernt.
